Mädchenrollen

Wenn Jungen wild und laut sind, ist das ganz normal, bei Mädchen ist es Grund zur Sorge. Mädchen sind „von Natur aus“ fleißiger in der Schule und hilfsbereiter als Jungs, aber dafür auch ängstlicher und schlechter in Mathe. Mädchen wollen unbedingt den Jungs gefallen und tragen deshalb lieber Kleider, Schmuck und lange Haare als Baggyjeans und Undercut. Außerdem sind alle Mädchen auf der Suche nach der großen Liebe und wünschen sich Kinder. Jungen dagegen sind oft untreu und wollen lieber frei und ungebunden sein.

Kommen dir diese Aussagen bekannt vor? Wahrscheinlich schon, denn sie und viele andere bekommen wir so gut wie jeden Tag zu hören und zu fühlen – manchmal von Eltern, Lehrer_innen oder Gleichaltrigen, oft auch von YouTube oder der Bravo. In Hip-Hop-Videos zum Beispiel dürfen Frauen meist nicht viel mehr tun als mit dem Hintern wackeln und gut aussehen. Wenn es um die Berufswahl geht, werden Mädchen oft soziale Berufe vorgeschlagen, weil sie angeblich besser mit Menschen umgehen können. Ohne, dass wir es merken, entwickeln wir auf diese Weise eine Vorstellung davon, wie ein „echtes Mädchen“ zu sein hat. Entsprechen wir diesem Bild nicht, bekommen wir in der Regel schnell zu spüren, dass mit uns irgendetwas nicht stimmen kann. „Mannsweib“ ist nur eines von vielen Schimpfwörtern, die sich auf dem Schulhof oder auch in der Ausbildung nicht wenige anhören müssen. Übrigens leiden unter solchen Rollenbildern nicht nur Mädchen, sondern oft auch Jungs. Es kann ganz schön anstrengend sein, immer den harten Macker zu geben – und wer da nicht mithält, wird gerne mal als „Schwuchtel“ oder „Lusche“ abgestempelt.

Natürlich war das alles früher viel schlimmer. Damals sollten Mädchen brav im Haushalt helfen, konnten oft nicht in die Schule gehen und haben Kinder gekriegt, als sie fast noch selber welche waren. Das ist heute anders und es gibt in Büchern, Filmen und im wahren Leben viele Mädchen und Frauen, die den Klischees nicht entsprechen und uns zeigen, dass es gut ist, seinen eigenen Weg zu finden. Trotzdem sind typische Mädchen- und Jungenrollen immer noch in allen Köpfen und lassen sich nicht einfach ausschalten. Versuche dich davon nicht verunsichern zu lassen und mach dein Ding – auch wenn es nicht allen anderen gefallen sollte.