Lesbisch

Hast du dich schon mal in ein Mädchen oder eine Frau verliebt? Vielen Mädchen passiert das. Oft finden sie selbst das erst mal ganz normal. Die Gefühle sind einfach da, plötzlich kriegt man dieses ganz bestimmte Mädchen nicht mehr aus dem Kopf und hat Schmetterlinge im Bauch. Das Wort „lesbisch“ kommt vielen da nicht gleich in den Sinn. Schließlich haben sie ganz konkrete Gefühle für ein ganz konkretes Mädchen – und sonst nichts. Viele fragen sich erst im Nachhinein, ob sie jetzt lesbisch sind oder nicht. Zum Beispiel, weil ihre Umwelt mitkriegt, was mit ihnen los ist, und ihnen das Wort „lesbisch“ wie einen Stempel aufdrückt. Oder weil das Mädchen, in das sie sich verliebt haben, komisch reagiert. Oder weil sie sich früher vorgestellt hatten, mit einem Mann eine Familie zu gründen und jetzt plötzlich verwirrt sind über ihre eigenen Gefühle. Weil sie nicht „anders“ sein wollen.

Vielleicht weißt du noch nicht, ob du lesbisch, hetero oder bisexuell leben möchtest, also Mädchen, Jungen oder beide lieben kannst und willst. Das macht gar nichts, du musst dich nicht festlegen. Jedes Gefühl ist okay, jede Lebensweise und jede Art von Beziehung ist in Ordnung – entscheidend ist dabei, dass die Person, in die du dich verliebst, damit einverstanden ist und ihr das Gleiche wollt.

Menschen gehen mit ihrer „sexuellen Orientierung“ – also der Frage, ob sie hetero, lesbisch etc. sind – ganz unterschiedlich um. Manchen ist es wichtig, sich als „lesbisch“ zu definieren. Sie wünschen sich dann oft, dass auch ihre Partnerin sich vor der ganzen Welt zu ihnen bekennt. „Coming out“ nennt man es, wenn Mädchen ihre lesbische Liebe in ihrer Umgebung offen zeigen. Andere finden es völlig okay, sich nicht festzulegen, zum Beispiel, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass sie sich sowohl in Jungen als auch in Mädchen verlieben können. Und haben auch kein Problem damit, wenn ihre Partnerin sich nicht festlegen möchte.

Manche Mädchen- oder Frauenpaare stehen zwar gegenseitig zu ihren Gefühlen und sind glücklich, wenn sie zusammen sind, wollen aber nicht, dass die anderen es merken. Sie haben Angst davor, in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Kreis ihrer Freund_innen als „Lesben“ abgelehnt oder abgewertet zu werden. Denn in unserer Gesellschaft gilt immer noch Heterosexualität als „normal“. Wenn Mädchen zeigen, dass sie diesem Bild nicht entsprechen, machen sie manchmal tatsächlich schlechte Erfahrungen. Manche werden von ihren Eltern oder anderen unter Druck gesetzt, kontrolliert und in ihrer Freiheit eingeschränkt, manche sogar bedroht und geschlagen. Wenn du in eine solche Situation gerätst, ist es wichtig zu wissen, dass du in Deutschland das Recht hast, deine Kontakte frei zu wählen und dich bis zu den für Jugendliche gesetzlich festgelegten Uhrzeiten frei draußen zu bewegen.

Oft machen Mädchen, die sich in ein Mädchen verliebt haben und das offen zeigen, aber auch viel positivere Erfahrungen, als sie erwartet haben, und merken, dass ihre Ängste ganz unnötig waren. Es kommt auch vor, dass das Umfeld der Mädchen im ersten Moment mit Erstaunen oder sogar Ablehnung reagiert, sich dann aber schnell an die neue Situation gewöhnt und die lesbischen Gefühle der Tochter, Schwester oder Freundin als ganz normal empfindet und mit Zustimmung begleitet.

Finde heraus, was für dich selbst am besten ist. Was sich gut anfühlt. Und unterscheide dabei zwischen deinen eigenen Interessen und dem, was von deiner Umgebung kommt. Wenn deine Umgebung negativ auf deine Gefühle für ein anderes Mädchen reagiert, dann versuche das zu hinterfragen: Warum benutzen manche Leute „Lesbe“ als Schimpfwort? Welche Vorurteile stecken dahinter? Macht dir das Angst? Was könntest du dagegen tun? Was wünschst du dir selbst? Willst du einen wichtigen Teil von dir verstecken? Oder möchtest du das, was du fühlst, lieber frei leben und ausdrücken können?

Solche Fragen können dich sehr belasten. Hier in der Onlineberatung findest du Verständnis für deine Situation und Hilfe bei allen Fragen und Problemen rund um das Thema sexuelle Orientierung.