Ein schöner Film zu diesem Thema ist „Juno“: Die 16-jährige Juno stellt darin fest, dass sie von Paulie, dem netten Typ aus ihrer Band, schwanger ist. Nach einem kurzen Besuch in einer Abtreibungsklinik beschließt sie, das Baby lieber auszutragen und zur Adoption freizugeben. Die Adoptiveltern will sie selbst aussuchen. Zusammen mit ihrer besten Freundin findet sie in einer Zeitung ein geeignetes Paar. Dann gibt es zwar noch ein paar Verwicklungen – aber letztlich endet die Geschichte für alle gut: für die Adoptivmutter, die sich ein Kind wünscht, für das Baby, das bei ihr aufwachsen wird, und für Juno, die nach der Geburt befreit in ihr altes Leben zurückkehren kann.
Was an dem Film toll ist: Er zeigt, dass eine Schwangerschaft bei einer 16-Jährigen überhaupt kein Drama sein muss. Dass ein Mädchen, das ungeplant schwanger wird, dafür keineswegs „bestraft“ werden muss. Und dass es immer eine gute Lösung für alle geben kann. Der Film macht Mut. Aber so leicht und witzig wie in dieser Filmkomödie geht es natürlich nicht immer zu. Juno, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt, ist selbstbewusst und hat immer einen coolen Spruch drauf. Von den Zweifeln, Ängsten und Unsicherheiten, den Gewissenskonflikten und Schuldgefühlen, die viele Mädchen in so einer Situation spüren, ist bei ihr wenig zu finden.
Im wahren Leben kann es eine Menge Probleme geben. Der Vater des entstehenden Kindes ist nicht immer ein netter Typ wie Paulie. Schwangerschaften können auch durch Vergewaltigung entstehen. Und die Umgebung geht mit einer unfreiwilligen Schwangerschaft nicht immer so locker um wie im Film: Viele Mädchen haben Angst vor der Reaktion ihrer Familie oder ihrer Freund*innen, vor der Schule oder der Community oder Kirchengemeinde, in der sie leben. Sie haben Angst, dass durch ein Kind das Leben abbricht, das sie führen oder das sie sich für ihre Zukunft vorgestellt haben. Sie glauben, ihre Schwangerschaft mit allen Mitteln verbergen zu müssen. Manchmal verleugnen sie die Schwangerschaft sogar vor sich selbst und ignorieren einfach, was mit ihrem Körper geschieht. Bis es nicht mehr zu ignorieren ist. Besser ist es natürlich, sich so früh wie möglich über die Situation klar zu werden und rechtzeitig Unterstützung zu suchen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, die du vielleicht auf den ersten Blick nicht siehst.
Schwanger oder nicht?
Vor allem solltest du rauszufinden, ob du wirklich schwanger bist. Gewissheit verschafft ein Schwangerschaftstest – den es anonym und rezeptfrei in jeder Apotheke oder Drogerie oder auch online zu kaufen gibt. Etwa 10 Euro musst du dafür investieren. Alle Schwangerschaftstests funktionieren im Prinzip ähnlich: Du tauchst den Test in ein Gefäß mit deinem Urin. Wenn darin das Schwangerschaftshormon HCG vorhanden ist, aktiviert das je nach Test die Farbe, das Kreuz, den Streifen oder die digitale Anzeige, die dir zeigen, ob du schwanger bist. Wenn der Test negativ ausfällt, muss das nicht heißen, dass du nicht schwanger bist. Es kann auch sein, dass du ihn zu früh gemacht hast. Wiederhole ihn nach ein paar Tagen.
Du bist tatsächlich schwanger? Dann musst du damit nicht allein fertig werden. Vertraue dich einer guten Freund*in an. Oder einer Person in deiner Verwandtschaft oder in der Schule, zu der du Vertrauen hast. Oder geh zu einer Beratungsstelle wie zum Beispiel Pro Familia bzw. zu einer Frauenärztin / einem Frauenarzt[L1] . Wenn du dich mit dem Vater des Kindes gut verstehst, kann er dorthin mitkommen und ihr könnt gemeinsam entscheiden, was ihr tun wollt. Oft ist es gut, sich zuerst außerhalb des engsten Umkreises Rat zu holen: um die eigenen Gedanken und Gefühle zu ordnen und festzustellen, was die eigenen Wünsche sind, bevor die Familie eingeweiht wird. Hilfe bekommst du auch direkt hier in unserer Onlineberatung.
Das Kind behalten?
Es könnte sein, dass du den Wunsch hast, das Kind zu behalten und selbst für es zu sorgen. Niemand darf dich zwingen, es abzutreiben oder zur Adoption freizugeben, auch wenn du noch minderjährig bist. Wenn jemand – zum Beispiel deine Eltern oder der Vater des Kindes – dich zu einer Abtreibung zwingen will, kann das mit einer Gefängnisstrafe bestraft werden.
Aber du solltest dir darüber klar sein, dass ein Leben mit Kind nicht einfach für dich wird. Ein Kind großzuziehen, ist sehr sehr anstrengend und eine Riesenverantwortung, die dein ganzes Leben ändern wird. Mit dieser Situation bist du schnell überfordert! Ohne Hilfe schaffst du das nicht. Es wird mit Kind auch sehr viel schwieriger, die Schule zu beenden, eine Ausbildung oder ein Studium zu machen. Und das wiederum macht es schwerer, einen gut bezahlten Beruf zu finden und allein für dich und das Kind zu sorgen. Deshalb steigt mit einer Teenagerschwangerschaft das Armutsrisiko. Aber es gibt viele Institutionen, die dir helfen. Erste Informationen, auch über Hilfseinrichtungen in deiner Nähe, findest du auf der Website www.schwanger-unter-20.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Auch das Jugendamt ist eine gute Anlaufstelle, wenn deine Eltern dich nicht unterstützen wollen.
Rauswerfen dürfen deine Eltern dich nicht. Sie sind gesetzlich verpflichtet, dir jede notwendige Unterstützung zukommen zu lassen. Mit Rauswerfen zu drohen, ist sogar strafbar. Trotzdem ist das natürlich keine gute Grundlage dafür, ein Kind zu bekommen und großzuziehen. Wenn deine Familie nicht akzeptiert, dass du das Kind bekommen willst, kannst du dich an eine Beratungsstelle wenden. Dort findest du Hilfe und Unterstützung während der Schwangerschaft, bei der Geburt und in der Zeit danach. Nach der Geburt kannst du, wenn du mit dem Kind nicht in deiner Familie bleiben kannst oder willst, in einer Einrichtung für betreutes Wohnen unterkommen, in der du Schutz und Geborgenheit für dich und dein Kind findest.
Adoption
Wie im Film „Juno“ ist auch Adoption eine Möglichkeit! Wenn du willst, kann es eine „offene Adoption“ sein, bei der du die Adoptiveltern kennenlernen und später Kontakt zu deinem Kind halten kannst.
Schwangerschaftsabbruch
Es ist dein Leben und dein Körper und du hast das Recht, frei zu entscheiden, wie es weitergehen soll – auch wenn du minderjährig bist. Entscheidest du dich für einen Schwangerschaftsabbruch, ist das völlig okay. 2013 zum Beispiel haben sich in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 3.600 Minderjährige für eine Abtreibung entschieden. Verbieten darf dir den Abbruch niemand.
Ein Schwangerschaftsabbruch ist erlaubt, wenn er innerhalb der ersten zwölf Wochen nach der Befruchtung (d. h. 14 Wochen ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung) stattfindet. Du bist allerdings verpflichtet, dich vorher bei einer anerkannten „Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle“ wie zum Beispiel Pro Familia beraten zu lassen. Vor diesem Gespräch, das gesetzlich vorgeschrieben ist, brauchst du keine Angst zu haben. Bei dem Gespräch geht es zwar prinzipiell darum, Frauen zur Fortsetzung der Schwangerschaft zu ermutigen. Auf Wunsch erhältst du auch Informationen über finanzielle und soziale Hilfen, die du bei einem Leben mit dem Kind bekommen könntest. Aber wenn du dich entschieden hast, die Schwangerschaft zu beenden, wirst du nicht bedrängt, deine Entscheidung zu ändern. Diese Entscheidung liegt ganz allein bei dir. Und das Gespräch ist absolut vertraulich.
Die häufigste Methode des Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland ist die Absaugmethode. Sie kann ab der 6. Schwangerschaftswoche angewendet werden. Der Eingriff dauert nur ein paar Minuten, gehört zu den sichersten medizinischen Eingriffen und tut nicht weh, weil du vorher eine örtliche Narkose bekommst. Der Abbruch darf nur mit Einwilligung der Schwangeren und nur von Ärzt*innen ausgeführt werden. Er muss selbst bezahlt werden, aber Frauen/Mädchen mit geringem oder gar keinem Einkommen bekommen ihn kostenfrei, wenn sie das vorher beantragen.
Auf keinen Fall solltest du dich auf einen illegalen Schwangerschaftsabbruch einlassen – illegale Schwangerschaftsabbrüche sind lebensgefährlich. Und sie sind in Deutschland ja auch gar nicht nötig!
Trotzdem ist eine Abtreibung keine leichte Entscheidung. Viele Mädchen und Frauen stürzt diese Entscheidung in Gewissenskonflikte. Untersuchungen haben aber ergeben, dass die meisten Mädchen und Frauen sich nach dem Abbruch erleichtert fühlen und ihre Entscheidung nicht bereuen.
Wenn du schwanger bist und Unterstützung suchst, findest du sie auch direkt hier in unserer Onlineberatung!