Selbstbestimmte Sexualität

Sexualität ist für (fast) alle Menschen wichtig. Die meisten wünschen sich, jemandem körperlich nahe zu sein. Wie und mit wem sie das machen wollen, ist sehr unterschiedlich und kann sich auch ändern – je nachdem, in welcher Lebensphase sie gerade sind und welche Bedürfnisse sie haben. Sexualität ist nicht nur Geschlechtsverkehr, auch Küssen, Streicheln, Kuscheln, Petting und Selbstbefriedigung gehören dazu.

Im Zusammenhang mit Sexualität gibt es Rechte. Ab ihrem 14. Geburtstag dürfen Mädchen und Jungen in Deutschland selbst über ihre Sexualität bestimmen. Zum Beispiel dürfen Mädchen und Jungen miteinander Sex haben, aber auch Mädchen mit Mädchen oder Jungen mit Jungen. Die Voraussetzung dafür ist, dass beide den Sex wollen und niemand dazu gedrängt oder gezwungen wird. Freiwilligkeit ist überhaupt das Wichtigste bei allen sexuellen Handlungen – egal in welchem Alter. Niemand darf zur Sexualität gezwungen werden! In Deutschland haben junge Menschen übrigens auch das Recht auf Aufklärung und umfassende Informationen im Zusammenhang mit Sexualität.

Sex mit Kindern unter 14 Jahren ist gesetzlich verboten. Das soll nicht etwa dazu dienen, Zärtlichkeit und Freundschaften unter Kindern zu verhindern, sondern es soll Kinder vor sexuellen Übergriffen und sexueller Ausbeutung schützen. Aus demselben Grund verbietet das Gesetz auch noch bis zum 18. Lebensjahr in bestimmten Fällen sexuelle Handlungen, zum Beispiel zwischen Minderjährigen und ihren Lehrer_innen oder Ausbilder_innen, weil zwischen ihnen ein Abhängigkeitsverhältnis besteht.

Niemand darf über deinen Körper bestimmen. Dein Körper gehört ganz allein dir. Du darfst allein entscheiden, wer dich wo berühren darf oder nicht. Das gilt auch in der Familie oder im Bekanntenkreis. Wer dich ohne dein Einverständnis zu sexuellen Handlungen drängt oder zwingt, begeht sexualisierte Gewalt und macht sich strafbar. Wenn dir so etwas passiert, dann wehr dich dagegen. Du darfst dabei auch unfreundlich werden. Sprich mit einem Menschen, dem du vertraust, über das, was geschehen ist. Such dir Hilfe. Die Täter versuchen oft zu erreichen, dass du ein Geheimnis daraus machst. Wenn dir etwas ein schlechtes Gefühl macht, solltest du es niemals als Geheimnis bewahren, sondern immer jemandem erzählen. Dass dir so etwas passiert ist, ist kein Grund, sich zu schämen. Du hast daran keine Schuld. Nur der Täter.

Das gilt nicht nur für körperliche Berührungen und sexuelle Handlungen. Auch anzügliche Blicke oder Sprüche können sich schlecht anfühlen und deine Grenzen verletzen. Erst recht gilt das, wenn jemand Nacktfotos von dir haben oder dich nackt fotografieren oder filmen will. Alles, wozu jemand dich drängen oder zwingen will, ist strafbar – auch, wenn jemand dich mit sexuellen Ausdrücken anzumachen versucht, dir Pornobilder oder -filme zuschickt oder dich zwingt, zuzuschauen, wenn andere Sex haben. Das alles gilt auch, wenn du im Internet unterwegs bist.

Es kann auch sein, dass du jemanden interessant fandest, ihn näher kennenlernen wolltest, dich gern mit ihm verabredet und getroffen hast, dich sogar freiwillig auf sexuelle Handlungen eingelassen hast – aber dann fühlt sich das Ganze plötzlich gar nicht mehr gut an. „Teen Dating Violence“ nennt man sexuelle Übergriffe, die Mädchen erleben, wenn sie sich mit Jungen verabreden oder Beziehungen zu ihnen eingehen. Sie kommen viel häufiger vor, als den meisten bewusst ist. Egal ob du vorher zu irgendetwas zugestimmt hast: Du kannst auch mittendrin noch „Nein“ sagen. Du hast jederzeit das Recht zu gehen oder eine Beziehung zu beenden.