Selbstmord (Suizid)

Hast du quälende Sorgen, Ängste oder Schuldgefühle, die dir seelische Schmerzen bereiten? Hast du das Gefühl, wertlos zu sein? Fühlst du dich ungeliebt, einsam, verlassen und hoffnungslos? Verletzt du dich selbst? Fühlst du dich wie in einem Tunnel, aus dem es keinen Ausweg gibt? Kommt dir der Tod manchmal oder oft wie der einzige Ausweg vor? Denkst du, dass du anders bist als alle anderen, dass etwas mit dir nicht stimmt? Und dass es niemanden gibt, der dich versteht oder dir helfen kann?

Selbstmordgedanken sind viel verbreiteter, als du denkst

Diese Gedanken trügen dich, auch wenn du dir das im Moment nicht vorstellen kannst. Du bist keineswegs allein mit solchen Gefühlen und schon gar nicht verrückt. Depressionen und Selbstmordgedanken sind gerade bei Jugendlichen sehr häufig. Etwa die Hälfte aller Jugendlichen haben schon mal daran gedacht, sich das Leben zu nehmen. Selbstmord ist neben Verkehrsunfällen die häufigste Todesursache bei Jugendlichen ab 14 Jahren.

Es gibt viele Gründe für Selbstmordgedanken. Stress und Leistungsdruck in der Schule oder an der Uni können unerträglich groß werden, oft in Verbindung mit den Erwartungen, die deine Eltern in dich setzen. Die Zahl der Schüler*innenselbstmorde steigt nach der Zeugnisvergabe sprunghaft an und nimmt in den Ferien wieder ab. Vielleicht hast du auch Angst, nicht geliebt zu werden, wenn du bestimmte Leistungen nicht bringst. Oft merkst du gar nicht, dass es nicht deine eigenen Ansprüche sind, die du nicht erfüllen kannst, sondern die von anderen. Jeder Mensch hat verdient, geliebt zu werden, ohne dafür Leistungen bringen zu müssen.

Oft werden Suizidgedanken auch durch Liebeskummer ausgelöst. Vielleicht denkst du, du bist nicht attraktiv genug, bist mit deinem Körper unzufrieden. Oder du hasst es, dass du schüchtern bist, fühlst dich durch deine eigenen Schwächen blamiert und glaubst, du bist unfähig, auf andere zuzugehen. Einer der häufigsten Gründe, warum sich junge Menschen mit Selbstmordgedanken quälen, ist Mobbing. Mach dir klar, dass du daran nicht selbst schuld bist. Gib die Schuld an dem, was dir passiert, nicht dir selbst, sondern denen, die dich mobben oder ablehnen. Vielleicht hast du auch körperliche, sexualisierte und/oder seelische Gewalt erfahren – in der Familie, in der Schule, in deinem nahen Umfeld – und bist davon traumatisiert. Vielleicht hält die Gewalt sogar bis heute an.

Es ist schwer, Selbstwertgefühl zu entwickeln, wenn andere dich für wertlos erklären. Aber es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob deine Probleme und Sorgen wirklich aus dir selbst kommen oder ob sie von anderen Menschen erzeugt werden.

Meide Menschen, die dir schaden. Umgib dich mit Menschen, die dir guttun. Arbeite daran, dich selbst zu lieben. Mach dir klar, dass deine Gedanken nicht der Realität entsprechen. Sei gut zu dir selbst, sage dir immer wieder, dass du stark bist und durchhalten wirst. Suizidgedanken kommen nicht aus dem Nichts. Wenn du erkennst, in welchen Situationen du Selbstmordgedanken bekommst, kannst du auch etwas dagegen tun.

Was in Notfallsituationen gegen Selbstmordgedanken hilft

Verschiebe deine Selbstmordpläne auf „später“. Versprich dir zum Beispiel, dass du mindestens 48 Stunden abwartest. Schließe alles weg, mit dem du dir Schaden zufügen könntest.

Schreibe alles auf, was du gern magst, gern tust oder was dir früher schon mal geholfen hat. Alles, was du in deinem Leben noch erleben willst: Orte, die du sehen, Kinder, die du bekommen, Menschen, denen du begegnen willst. Alles, was du an dir selbst gut findest oder was dich stolz macht. Im Notfall können solche Listen dir helfen.

Bewegung und Sport können Depressionen und Angstzustände verringern. Wenn es dir schwerfällt, dich dazu aufzuraffen: Mach einen festen Trainingsplan und verabrede dich mit jemandem zum Sport. Oder mach Sportkurse. Dort kannst du neue Leute kennenlernen, die dich vielleicht aus deiner Isolation herausholen. Versuche auch, ausreichend und ungestört zu schlafen. Allein das kann in deinem Kopf schon vieles klären. Und meide Alkohol und Drogen. Sie als Antidepressiva einzusetzen, funktioniert nur für kurze Zeit. Sie beeinträchtigen deine Urteilsfähigkeit, können Depressionen verschlimmern und fördern leichtsinniges Verhalten – und damit auch das Selbstmordrisiko. Und natürlich können sie abhängig machen und damit hast du noch ein Problem mehr.

Schreibe einen Notfallplan, in dem genau steht, was du tun sollst, wenn du Selbstmordgedanken bekommst: Dinge, von denen du weißt, dass sie dir helfen können. Wenn deine Probleme dich zu überrollen drohen, holst du diesen Plan hervor und wendest einfach an, was darin steht.

Stärke dein soziales Netzwerk: Selbstmordgedanken entstehen oft aus einem Gefühl von Isolation, aus der Angst, niemanden zu haben und nur eine Last für andere zu sein. Aber es gibt Menschen, denen du wichtig bist, die dir helfen wollen und können. Nimm jeden Tag zu mindestens einer Person Kontakt auf, die dir guttut, auch wenn du keine Lust dazu hast. Schreibe eine Liste von mindestens fünf Menschen mit ihren Telefonnummern, die du im Notfall jederzeit anrufen kannst: deine besten Freund*innen, deine liebsten Familienmitglieder, Vertrauenspersonen. Ruf sie an, wenn du Hilfe brauchst. Versuch es so lange, bis du jemanden ans Telefon bekommst. Sprich mit ihnen über deine Gedanken und Gefühle. Allein das wird dir schon helfen.

Hol dir professionelle Hilfe!

Du musst deine Selbstmordgedanken nicht allein bewältigen. Wenn du niemanden aus deinem Umfeld erreichst, kannst du bei einer Hotline oder Telefonseelsorge anrufen – jeden Tag rund um die Uhr und wenn es sein muss, auch mehrmals am Tag. Das Kinder- und Jugendtelefon erreichst du unter 0800 111 0 333, die evangelische Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111, die katholische unter 0800 111 0 222 (nur die letzten drei Zahlen sind jeweils anders) und die Nummer gegen Kummer erreichst du unter 116111. Bei allen kannst du anonym und unabhängig von deiner Religion anrufen oder dich auch per E-Mail melden (www.telefonseelsorge.de oder www.nummergegenkummer.de ).

In einer Selbsthilfegruppe kannst du mit Leuten sprechen, die dich verstehen, weil sie selbst erlebt haben, was du gerade durchmachst. Informationen zu Selbsthilfegruppen in Frankfurt am Main bekommst du unter 069 55 94 44.

Wenn die Selbstmordgedanken dich zu überrollen drohen, kannst du auch die Notrufnummer 112 anrufen. Du kannst jemanden bitten, dich in die Notaufnahme im Krankenhaus zu fahren. Oder einen Krankenwagen rufen. Du bist ein Notfall und man wird sich um dich kümmern!

Ein*e Therapeut*in kann dir helfen, die Ursachen deiner Selbstmordgedanken herauszufinden und dagegen anzugehen. Depressionen können in den allermeisten Fällen erfolgreich behandelt werden.

Du kannst dich auch direkt hier bei unserer Onlineberatung kompetent und anonym beraten lassen. Fasse Mut und melde dich! Du kannst dich auch an uns wenden, wenn du nicht selbst betroffen bist, dir aber Sorgen um ein*e Freund*in machst. Wichtig ist dabei, dass du weißt, dass wir nicht rund um die Uhr da sind. Die Beratungsstelle des FeM Mädchenhauses ist Dienstag bis Donnerstag von 12 bis 18 Uhr und Freitag von 12 bis 17 Uhr besetzt. In dieser Zeit lesen und beantworten die Beraterinnen Anfragen. Wenn du dich neu anmeldest und zum ersten Mal eine Anfrage schreibst, bekommst du innerhalb von zwei Werktagen eine erste Antwort. Wenn du z. B. an einem Freitagnachmittag oder am Wochenende schreibst, wird deine Anfrage am nächsten Dienstag von einer Beraterin gelesen und beantwortet bzw. freigeschaltet.